Es war einmal | Es war einmal ein Mädchen | WindischFamily
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Es war einmal…

Es war einmal ein Mädchen, das in der Autonomiephase einen starken Willen zeigte. Damit kamen ihre Eltern nicht zurecht. Man hat sie allein in ihr Zimmer gesperrt, weil sie nicht vom Schwimmbad nach Hause wollte. Man hat sie allein auf dem Autobahnparkplatz stehen gelassen. (Sie wurde dann wieder eingesammelt – aber das wusste das Mädchen zu dem Zeitpunkt noch nicht). In ihrer Kindheit gab es viel Schreierei, geworfene Gegenstände und verletzende Worte. Ihr Vater, der wenig da war, sagte ihr nicht, dass er sie liebte. Er hat es selbst nie von seinem Vater gehört und konnte seine Gefühle nicht in Worte fassen. Aber das verstand das Mädchen als kleines Kind nicht.

So kam es, dass das kleine Herz des Mädchens ein wenig zerstört wurde. Sie fühlte sich wertlos und ungenügend. Sie strengte sich an in der Schule und hoffte durch gute Noten die Liebe ihres Vaters zu gewinnen. Selbst im Studium noch versuchte sie es. Aber als junge Erwachsene hat sie kapiert, dass man Menschen nicht ändern konnte und sie lernen musste damit zu leben.

Schließlich fand das Mädchen ihren Kugelhälftenprinz – auch wenn ihr Vater und ihr Bruder ihr stets sagten, dass sie „so wie sie war“ nie einen Mann finden würde. Sie wurde sehr glücklich mit ihrem Prinz, mit dem sie eine magische Verbindung hatte. Sehr oft dachten beide das Gleiche und konnten sich fast ohne Worte verständigen. Gleichzeitig führten die beiden eine sehr wertschätzende und liebevolle Beziehung und waren stets füreinander da. Beide konnten sie selbst sein und teilten eine bedingungslose Liebe.

Nach langem Kinderwunsch bekamen die beiden einen Sohn. Irgendwie hoffte das Mädchen, dass ihr Vater nun vielleicht seinem Enkel Liebe und Zuneigung schenken würde – aber leider interessierte er sich nicht wirklich für seinen Enkel und wollte ihn beispielsweise bis zum heutigen Tag nicht mal halten.

Dem Mädchen ging es nach der Geburt nicht so gut. Die Geburt selbst und die Zeit auf der Station danach waren ein Trauma. Zudem triggert diese Neugeburt als Mama sehr viele ihrer Kindheitserinnerungen. Sie fühlte sich ungenügend und unnütz und dachte die Welt und ihre Familie wären besser ohne sie dran. Es war und ist sehr schwer für das Mädchen durch dieses Tal an finsteren Gedanken zu gehen – aber ihr Mann und ihr Sohn ließen sie nicht allein und schickten ihr immer wieder Licht.

So besteht nun die Hoffnung, dass das Mädchen ihre Kindheit loslassen kann und erkennt, dass sie Liebe verdient hat ohne irgendwelche Bedingungen oder Leistungen, die erreicht werden müssen.